Nahe Ziele ( vom Ruhrgebiet bzw. dem Niederrhein aus gesehen ) für kurze Paddelwochenenden im Verein oder auch nur zu zweit sind immer gesucht. Aber irgendwann hat man die Standardflüsse in der Umgebung abgehakt.  Bei einem Blick auf die Karte haben wir die niederländische Vechte in der Provinz Overijssel mit dem zentralen Ort Ommen entdeckt. Vom Ruhrgebiet ca. 160km und von Mönchengladbach ca. 220km entfernt.

Laut Karte sieht der Fluss wie ein beschaulicher Wald- und Wiesenfluss aus. Ideal für eine Vereinsfahrt mit diversen Bootstypen und Paddelerfahrungen. Im DKV-Auslandsführer Band 6 Nordfrankreich/Benelux sind die rd. 60 km, die der Fluss sich auf niederländischenm Gebiet schlängelt, recht kurz und knapp beschrieben. Ausser diversen Brücken, sechs Wehren - wovon drei umtragen werden müssen und drei eine Schleuse haben - gibt es nichts erwähnenswertes.

Da wir keine Erfahrungsberichte gefunden haben, entschlossen wir uns zu einer kleinen Vortour, bevor wir mit dem Verein den Fluss befahren wollten. So waren wir nur mit einem Auto unterwegs und wollten nicht umsetzen. Daher haben wir uns dazu entschieden, zwei Touren von Ommen - einmal flussaufwärts Richtung Hardenberg und einmal flussabwärts Richtung Zwolle - zu unternehmen.

Wir waren im August unterwegs, Ferienzeit sowohl in den Niederlanden als auch überall in Deutschland. So haben wir einen Platz für unser Zelt auf dem zentralen Campingplatz in Ommern vorab reserviert. Das war auch notwendig, wie wir recht schnell bei unserer Ankunft gemerkt haben. Ohne Reservierung hätten wir keinen Platz mehr bekommen. Ommen ist scheinbar ein typisch niederländisches Urlaubsgebiet. Wir waren die einzigen Deutschen auf dem Platz. Es gibt aber in der Umgebung zahlreiche Campingplätze direkt am Wasser. Teilweise sind diese recht einfach, sogenanntes Bauernhofcamping, teilweise haben diese vier Sterne.

Am Campingplatz gibt es mehrere Stege, die den Einstieg erleichtern. Die Vechte selbst zeigte sich genauso wie erwartet: geringe Strömung, keine Schwierigkeiten. So konnten wir ohne Probleme am ersten Tag flussaufwärts paddeln. Da die Vechte nur bis Ommen von Sportsbooten befahrbahr ist, hatten wir flussaufwärts den Fluss für uns alleine. Ab und an saß mal ein Angler am Wasser, an den Campingplätzen trafen wir ein paar Schwimmer und spielende Kinder. Hin und wieder standen ein paar Kühe im Wasser.

Am zweiten Tag sind wir flussabwärts nach Dalfsen gepaddelt. Auf dem Stück haben wir verschiedene Sportmotorboote und ein Touristenausflugsschiff getroffen. Trotzdem hatten wir über weite Strecken unsere Ruhe. In Dalfsen konnten wir im Yachthafen anlegen, das Boot liegen lassen und die Stadt erkunden. Auch auf dem Stück war die Rückfahrt gegen die Strömung kein Problem. Die Vechte wurde in der Vergangenheit als kommerzieller Schifffahrtsweg genutzt und so mit mehreren Schleusen und Stauwehren reguliert. Oberhalb von Ommen müssen die Staustufen umtragen werden, unterhalb gibt es auf Grund der Sportbootschiffahrt noch Schleusen.

Die Umtragen sind mit den Ein- und Ausstiegen sehr gut ausgebaut, allerdings sollte man auf Grund der teilweise längeren Strecken einen Bootswagen dabei haben. Teilweise merkt man aber, dass hier nicht viele Paddler unterwegs sind. Die Natur holt sich die Umtragen zurück. Auch an den Schleusen gibt es - wenn man keine Lust hat zu warten - gut ausgebaute Umtragen. Alternativ kann man bis Zwolle durchpaddeln und da auch noch vom Wasser aus die Stadt erkunden.  Wer auch nur mit einem oder gar keinem Auto unterwegs ist, kann auf dem kompletten niederländischen Stück der Vechte auch mit der Bahn umsetzen.