09.-27.08.2009
oder:
Links oder rechts, rechts oder links?
oder auch:
Wo ist bloß der nächste schattige Platz?
Teilnehmer: Bettina und Fredy im Triton-Vuoksa-Faltboot-Zweier, Birgit und Wolfgang im Lettmann-Optima
Die Erwartungen/Wünsche waren klar: mal so richtiges Sommerwetter, Campen in freier Natur und nur alle paar Tage auf Campingplätze, viel paddeln und am Rande idyllische Orte, Kultur und eventuell das ein oder andere Schloss besichtigen. Mit den Planungen hatten wir schon im Winter begonnen... mit dem hauptsächlichen Ansatz: wir planen möglichst wenig, wir gucken mal was geht... Einen groben Rahmen haben wir uns gesteckt... einen Startort festgelegt ... mögliche Zwischenziele ausgeguckt, natürlich zahlreiche Karten studiert, Bücher, Reiseführer und diverse Beschreibungen gelesen und uns viele Gedanken um die notwendige Zahl der Wasserkanister gemacht...

Am Sonntag, 09.08.09 starteten wir also mit 2 Autos über Luxembourg zum Camping Municipal in Digoin, dem Start unserer Gepäckfahrt.
Uns erwartete ein netter, kleiner, sauberer Campingplatz mit gutem Zugang zur Loire an dem man PKWs gegen Gebühr für die Dauer der Gepäckfahrt stehen lassen darf. Die Zelte waren schnell aufgebaut, der Urlaub kann beginnen.

Da uns noch beide Autos zur Verfügung stehen, machen wir kurzentschlossen Montag (10.08.09) eine "Vorfahrt" mit leeren Booten von Bornant nach Digoin - um so erstmal eine Vorstellung vom Fluss zu bekommen.
Die Einsatzstelle war schnell gefunden, der erste Eindruck auch: die Brückenpfeiler sind da - aber wo ist das Wasser und wie kommen wir dahin?!?
Natürlich haben wir einen Weg gefunden, das erste Mal die Boote geschleppt... und es bestätigte sich, was wir eh schon alle wussten: der Falter (22kg) ist erheblich leichter als der GFK-Kahn (45kg) - auch ohne Gepäck!
Das Wetter war an diesem Tag leicht bewölkt, die Temperaturen mild, wir hatten sogar leichte Schauer - für die es jedoch kaum lohnte, die Regenjacke anzuziehen. Der Wasserstand war niedrig und wir merken sofort, was unter "der letzte Wildfluss Europas" zu verstehen ist: ein breites Flussbett in dem sich der sommerlich-schmale Fluss ständig wechselnd seinen Weg sucht, Sandbänke, Bäume und andere Hindernisse vom letzten Hochwasser abgelagert hat und sich überhaupt nicht wie der "regulierte (für uns normale) Fluss" verhält.

Die Sandbänke finden sich meistens wo man sie nicht erwartet, Flachstellen wechseln sich mit tieferen ab, die Außenkurve ist nicht zwingend der bevorzugte Weg des Wassers und man muss ständig aufpassen, woher das meiste Wasser läuft um dem Flusslauf zu folgen und nicht aufzusetzen - was sich jedoch nicht immer vermeiden lässt.
Dann wurde halt getreidelt, das Wasser war warm, Strömung vorhanden aber mäßig, alles kein Problem! (Wasserschuhe mit fester Sohle empfehlenswert!)
Bis auf das Dörfchen beim Einstieg und unserem heutigen Zielort fuhren wir ausschließlich durch fast unberührte, grüne Natur - lediglich vereinzelte Weideflächen grenzten an den Fluss. Kein Mensch störte die Idylle.

Die erste Fahrt war gut überstanden, die Brücke des "Canal du Centre" links umtragen, aus Spökes den Falter nach oben zum Aquädukt gebracht und ein Stück Kanal befahren, das Auto aus Bornant zurückgeholt, Digoin besichtigt und das erste französische Restaurant besucht.
Da wir trotz Probefahrt nicht abschätzen konnten, welche Tagesetappen wir auf der Loire schaffen würden, waren wir uns völlig einig: eines der zwei Autos wird vorgebracht - aber nur so weit, dass wir es auf jeden Fall in 2 Wochen erreichen können - auch wenn wir nur treideln und umtragen müssen.
So wurde Dienstag (11.08.09) ein Auto in das ungefähr 150 Fluss-Kilometer entfernte Charité s/L vorgebracht. Auch hier besteht die Möglichkeit PKWs gegen Gebühr auf dem Campingplatz abzustellen.
Am frühen Nachmittag waren Bettina und ich (Birgit) mit einem Auto wieder zurück in Digoin, Fredy und Wolfgang hatten in der Zeit (ca. 6 Stunden) alles gepackt und in den Booten verstaut, ausreichend Vorräte und Frischwasser für 2 bis 3 Tage eingepackt - also konnte es jetzt wirklich losgehen!
Die Wolkendecke vom Vortag hat sich mittlerweile fast vollständig aufgelöst, die Temperaturen steigen, die Sonne meint es gut mit uns! An diesem Tag (aber zeitlich erheblich früher als wir) starten mehrere Gruppen ihre Tour in Digoin. 2 Familien mit Kindern in Canadiern, ein Pärchen im selbstgebauten Holzcanadier (ein Schmuckstück, der das erste Mal gewässert wurde) und weitere Gruppen. Ob wir die alle noch mal sehen werden?

Ohne besondere Hindernisse (außer Sandbänken, die damit verbundenen Flachstellen und die ständige Frage links oder rechts, rechts oder links - wo ist der Flusslauf und die größere Chance auf freie Fahrt - dies begleitete uns täglich die gesamte Fahrt bis Beaugency!) ging es bei wunderbarem Wetter ohne größere Anstrengungen durch die grün-blaue Flusslandschaft flussab und eine erste Paddler-Gruppe wurde eingeholt.
Selten lassen Angler die Nähe von Ortschaften vermuten - sehen tun wir wieder keine. Lediglich ab und zu das Hausdach eines einsam liegenden Bauernhofes. Auch die vereinzelten Paddler verlieren sich in der Flusslandschaft und stören keinesfalls den Eindruck der Einsamkeit unter weitem Himmel.

Bereits ab 17.30 Uhr suchten wir nach der ersten Übernachtungsstelle. Diese waren reichlich vorhanden - aber etliche kamen durch unsere hohen Ansprüche nicht in Frage: keine anderen Gruppen (schon wieder eine überholt), keine neugierigen Kühe (diese Charolais-Rinder haben Traum-Weideflächen von geschätzt mehreren Hektar Größe und stehen nicht zwingend unmittelbar sichtbar am Wasser - die Spuren sind jedoch klar zu erkennen), ausreichend Gebüsch in erreichbarer Nähe (wofür ist klar, ne!?), erhöht (falls der Wasserstand steigt), gerne Sand oder Kies mit ebenen Flächen groß genug für zwei Zelte...
Nach ein paar Test-Landgängen wurde gegen 18.30 Uhr (bei tiefstehender Sonne glitzert das Wasser wunderbar, aber Hindernisse sind im Fluss nicht mehr erkennbar - es wurde also Zeit) eine kleine Insel mitten im Fluss gewählt, die allen Ansprüchen gerecht wurde. Garantiert keine Kühe und gerade genug Platz für uns vier. Links und rechts sprudelte das warme, saubere Wasser idyllisch rauschend über leichtes Gefälle bergab - ideal! Also Boote aus dem Wasser, auspacken, aufbauen, Essen kochen. Trotz des späten Starts hatten wir tatsächlich problemlos 16 Kilometer geschafft. Das sprudelnde Wasser bescherte Fredy zwar nachts Albträume von rasant steigenden Wasserpegeln - aber das von uns ins Ufer gesteckte Stöckchen verriet genau das Gegenteil...

Am nächsten Morgen (Mittwoch, 12.08.09) nach Kaffee, Tee und Frühstück die grundlegende Erkenntnis: Isomatten rollen im Zelt in der Sonne ist eine extrem schweißtreibende Angelegenheit - das hätten wir wohl besser schon vor dem Frühstück erledigt!
Überhaupt: die Sonne scheint nach Auflösung des Frühnebels schon den zweiten Tag in Folge und boah, ist das heiss hier!!! Und direkt noch eine Erkenntnis: wer viel dabei hat, packt viel aus und auch wieder ein, hat nicht nur ein schweres Boot - nein er braucht auch länger :-) Aber wir sind im Urlaub und haben die Zeit... Fredy und Bettina warten geduldig ohne zu drängen und soooo viel länger brauchen wir ja auch gar nicht?!?
Bei allerbestem Wetter folgen wir dem mäandernden Flusslauf durch Wiesen, Weiden und weitläufige Natur. Immer wieder muss in dem einen oder auch dem anderen Boot einer (oder beide) aussteigen und ein, zwei Meter treideln. Auch kleinere Gefällstrecken fordern unsere Aufmerksamkeit, ständig muss der beste Weg gesucht werden.

Am frühen Nachmittag hat Bettina erstmalig ihre Wanderfahrer-Bedingungen erfüllt, was mit Sekt gefeiert wird. Kurz darauf erreichen wir das erste wirkliche Hindernis, eine Eisenbahn- und nachfolgend eine Straßenbrücke auf der Höhe von Diou. Ein querliegender Baumriese zeugt eindrucksvoll von dem letzten Hochwasser.
Wir landen wie empfohlen kurz vorher an um die Durchfahrten zu besichtigen. Schön, das Anlanden war kein Problem - aber wie besichtigen??? Trampelpfad oder begehbares Ufer Fehlanzeige - aber der Wasserstand ist ja niedrig, also vorsichtig ab durchs Wasser Richtung Brücke! Fredy mutig vorneweg... ein glatter Stein (oder doch der Tropfen Sekt?) wird zum Verhängnis - schon sitzt er im Wasser!
Da aber der Tag so heiß und das Wasser so warm ist, kann man auch direkt sitzen bleiben, nett winken und fragen, ob nicht vielleicht jemand ein Foto machen möchte?!? Außer kurzzeitig nasser Buchse also nix passiert!
Bei dem niedrigen Wasserstand ist die Durchfahrt der ersten Brücke nicht möglich, dort liegen durchgängig Steine - aber wir finden eine gute Stelle zum treideln. Auch einen Trampelpfad entdecken wir (links) - hier kommen wir immerhin zur zweiten Brücke, können diese direkt mit erkunden, sehen keine Hindernisse sondern eine problemlose Durchfahrt. (Keine Gewähr!!!!)

In Diou frischen wir unsere Vorräte auf und nähern uns kurz darauf einem weiteren Hindernis: den drei Felsstufen (verfallenes Wehr?) hinter Diou. Ein ortsansässiger Kanuverein befährt mit voller Sicherheitsausrüstung die momentan einzig fahrbare Stelle, eine relativ hohe Stufe, direkt mehrfach...
Wir mit vollem Gepäck lieber nicht, mit Faltboot auf gar keinen Fall!
Wir sind noch bei der Erkundung einer Treidelmöglichkeit, da haben Fredy und Bettina ihr Gepäck schon ausgeladen, vorgebracht und das Faltboot geschultert... Mit 4 Mann treideln wir danach unser Boot durch die Stufen und ersparen uns das Tragen...

Weitere Hindernisse gab es diesen Tag nicht mehr, nach immerhin insgesamt 23 Kilometern wurde problemlos ein Schlafplatz auf einer großen Sandbank gefunden und der Tag am Lagerfeuer beendet.
Die Hitze treibt uns am nächsten Morgen (Donnerstag, 13.08.09) zeitig aus den Zelten, Schatten ist am Morgen auf der Sandbank nicht mehr zu finden... auch die Loire bietet sich hier nicht zum Baden an - viel zu flach und ausgerechnet an dieser Stelle kaum fließend, so dass die Wasserpflanzen prächtig gedeihen...
Hach... so'ne Dusche wäre jetzt doch was Feines! Ob wir heute bis zum Campingplatz in Decize kommen? Eher unwahrscheinlich... die Kilometerangaben des Flussführers weichen ziemlich stark von den Kilometern ab, die wir aufgrund des wenigen Wassers und der zahlreichen Schleifen tatsächlich fahren - wir könnten also noch nicht mal sagen, wie weit wir denn noch genau paddeln müssten!
Kochen, spülen und unser Getränkebedarf haben die Wasservorräte nun doch deutlich reduziert, heute kommen wir noch über den Tag - nur einen weiteren Tag würden unser aller Wasservorräte nicht reichen! Dabei sind wir doch mit insgesamt gut 25 Litern + x Getränken (für 4 Personen) losgefahren - die Hitze fordert einfach ständiges Trinken. Aber nach Rotwein in der Sonnenhitze ist nun wirklich keinem von uns! Davon hätten wir noch einen Kanister...

Glücklicherweise haben wir heute keine besonderen Hindernisse zu bewältigen, keine Brücke hindert unser Weiterkommen. Aber auch Ortschaften in unmittelbarer Nähe sind nicht zu sehen - lediglich ein paar Hausdächer am Rande einer wirklich hohen Abbruchkante.
Aber da soll doch noch Thareau kommen - da gibt es einen Rastplatz mit Wasser und WC sagt die Flussbeschreibung aus dem Faltboot-Wiki, Camping sei allerdings verboten. Tatsächlich! Bänke, WC-Häus'chen und Wasserkräne! Super! Also Wasservorräte auffüllen, kurze Pause und weiter! In früheren Zeiten, als die Loire noch von Schiffen und Lastkähnen befahren wurde, war hier ein zentraler Hafen sagt eine Schautafel - heute ist hier wenig los, einzig ein paar verschlafene Häuser - und halt diese sanitäre Anlage!
Weiter geht's... es wird beratschlagt... wir könnten den Campingplatz erreichen... aber das würde spät... Stadtbesichtigung nach Zeltaufbau wäre nicht mehr zu machen... das wär doch schade... Wasser haben wir wieder genug... sonst ist auch noch alles vorhanden... gut, für heute soll es reichen! Knapp 10 Kilometer vor Decize suchen wir uns eine nette Insel und beenden nach beachtlichen 41 Kilometern wieder so um 18.00 Uhr unsere Fahrt. Und am späteren Abend nach gutem Essen und etwas Abkühlung wird dann auch der Wein getrunken!

Bei weiterhin strahlendem Sonnenschein erreichen wir am nächsten Tag (Freitag, 14.08.09) nach 8 Kilometern frühzeitig den Campingplatz in Decize (rechts 300 Meter stromaufwärts in den Aaron). Dort sehen wir dann auch den wunderschönen, selbstgebauten Holzkanadier wieder, das Pärchen legt allerdings gerade ab als wir anlegen.
Nach ausgiebigem Duschen wird der Ort besichtigt, eingekauft und die für den nächsten Tag anstehende Umtrage des Wehrs begutachtet.
Laut Flussführer entweder bei Niedrigwasser links vor Überlauf aussetzen und über Sandboden umtragen oder rechts über eine Rampe 500 Meter umtragen...


Wir wandern links Richtung Wehr einige Meter durch den Wald... und sind wenig begeistert! Wir könnten zwar problemlos direkt auf dem Wehr aussetzen, ein Sog ist bei dem Wasser nicht vorhanden (ist ja auch nix überspült), müssten aber hinter dem Wehr auch ca. 300 - 400 Meter umtragen, um wieder an's Wasser zu kommen - und das komplett über Sand.
Ach nöööö, das müssen wir nicht unbedingt haben... Wir werden also morgen (im Gegensatz zu allen anderen die wir beobachten konnten) unser Glück am rechten Ufer versuchen und gehen auch nicht mehr gucken, lieber noch mal duschen! War ja alles schon wieder ordentlich schweißtreibend!
Ach... der Supermarkt, der laut (der wirklich guten und hilfreichen) Online-Flussbeschreibung aus dem Faltboot-Wiki direkt am Ufer zu finden ist, war ein Baumarkt! Was für uns viel, viel günstiger war, da wir dank reichhaltiger Auswahl unsere Gasvorräte (Kartuschen mit Schraubverschluss) auffüllen konnten!!! Einen kleinen Supermarkt fanden wir in der Ortsmitte.

Am nächsten Morgen (Samstag, 15.08.09) also einsetzen, ein paar Meter über Wasser rechts zur Rampe... und einen genialen Einfall umgesetzt: wenn ein Bootswagen schon hilfreich ist, wie geht das eigentlich mit 2 Bootswagen unter einem Boot? Super geht das! (Zumindest auf halbwegs festem Boden) Sogar mit komplettem Gepäck im Boot sowohl bergauf wie bergab völlig problemlos!

Nach wirklich etlichen Metern auf einem befestigtem Weg immer am Ufer lang noch einen relativ steilen Sandabhang runter - och, nu guck! Mitten im Gebüsch steht auch ein Hinweisschild, dass hier die Umtrage ist! Na, da sind wir dann ja wohl richtig! Im zweiten Gang dann den Leichtgewicht-Falter geholt - mit den beiden Bootswagen wirklich ein Kinderspiel!

Der weitere Tag im nun schon gewohnten Rythmus... Mittagsrast an irgendeinem schattigen Platz, eine Brückendurchfahrt hinter Imphy besichtigen... Nein, wir fahren nicht... ist uns zu heikel... überall gucken Steine raus...

Wir suchen wieder im Fluss stehend eine halbwegs günstige Treidelstelle, tummeln uns alle dankbar im warmen Wasser und heben die Boote über die von uns für gut befundene Stelle.
Von der Stahlverarbeitungsindustrie in Imphy bekommen wir wenig bis nichts zu sehen... ist mit Duisburg-Ruhrort oder ähnlichen Schwerpunkten im Ruhrgebiet wohl nicht zu vergleichen... selbst die Schwerindustrie scheint hier eher idyllisch zu sein...
Nach 36 Kilometern erreichen wir am Nachmittag den Campingplatz in Nevers, machen nach Zeltaufbau und erneutem Duschen abends noch einen kleinen Stadtrundgang und stellen fest: hier gibt's so viel zu sehen... da sollten wir morgen im Hellen aber noch mal gucken!!!


So starten wir also den nächsten Tag (Sonntag, 16.08.09) mit einem Stadtrundgang - immer der Markierung auf dem Boden hinterher... vorbei an Schloss, Kathedrale, Stadtmauer und anderen Sehenswürdigkeiten...
Sehr schön, sehr malerisch, sehr idyllisch...
Anschließend packen wir in schönster Mittagshitze bei praller Sonne unsere Siebensachen zusammen und machen uns auf der linken Fluss-Seite in bewährter Weise mit einem Boot auf 2 Bootswagen auf den Weg, dass Wehr zu umtragen...
Bettina bleibt am Campingplatz bei verbleibendem Gepäck und Falter... Bis zum 300 Meter breiten Sandstrand ist das Umtragen relativ weit aber völlig problemlos... aber ab hier streikt unser System! Alles versackt im Sand... trotz größter Anstrengung ist ein Fortkommen nicht möglich... also alles ausladen und einzeln zum Wasser schleppen, Auch leer lässt sich unser Boot nicht mit den Wagen bewegen - also ziehen, schieben, schleppen... und im zweiten Gang den Falter holen... Da wir an der örtlichen, gut besuchten Badestelle sind, bleibe ich nun zum Aufpassen bei den ganzen Sachen die jetzt schon hier rumliegen und kann die Gelegenheit nutzen, mal eben ein Bad in der Loire zu nehmen. Die Erfrischung war mehr als nötig... und hält auch ca. 2 Minuten vor bei der Hitze!

Um 15.00 Uhr ist die Umtrage geschafft und wir gehen nun endgültig auf's Wasser... gefühlt könnte zumindest ich auch direkt das Zelt wieder aufbauen - eigentlich war nur die Umtrage schon genug für heute! Aber wer mag schon an der vollen Badestelle zelten?! Also los, auf geht's! Auf dem Wasser ist's ja auch schon viieeel kühler!
Als die Sicht bei tiefstehender Sonne am späteren Nachmittag schlechter wird, suchen wir uns nach immerhin doch 23 Kilometern wieder eine kleine Insel in der Loire. Die Insel ist wirklich klein... und als einzige Insel auf der gesamten Fahrt von Zivilisationsspuren nur so übersäht... nicht die beste Wahl, aber das Gepäck liegt schon rum... wieder einpacken ist auch nix... also muss es für eine Nacht einfach gehen. Dafür fließt die Loire hier wunderbar und wer will kann sich im Fluss abkühlen.
Am nächsten Morgen (Montag, 17.08.09) verlassen wir dies Inselchen ohne weitere Spuren zu hinterlassen, machen uns so schnell wie möglich auf den Weg und kommen kurz darauf an dem Örtchen Marseilles lés Aubigny vorbei. Der Ort scheint sehr, sehr ruhig. Wir steigen nicht aus, finden aber in den vielen am Ufer abgestellten Leihboot-Hängern die Erklärung für den Zustand der letzten Insel... Das war dann wohl die letzte mögliche Austritt-Stelle vor Etappenende? Na ja... ist vorbei... und das nächste Hochwasser kommt bestimmt!

Ohne nennenswerte Hindernisse erreichen wir nach 17 Kilometern unser erstes Etappenziel Charité sur Loire am späten Mittag. Wir nehmen den rechten Flussarm, besichtigen das Steinwurf-Wehr mit der beschilderten Bootsdurchfahrt... und entscheiden uns (ich glaube unnötig, es wäre fahrbar gewesen) aus Vorsicht für's Treideln durch das ganz rechte Brückenjoch.
Einerseits haben wir ein empfindliches und bislang unbeschädigtes Faltboot und andererseits ein ziemlich überladenes insgesamt mit Paddlern und Gepäck weit über 200 kg schweres Boot - das ist mit den üblichen Plaste-Leihbooten nun mal nicht zu vergleichen... und eine gewisse Vorsicht ist auf jeden Fall angebracht...


Die Aktion war recht zeitaufwändig, die an beiden Ufern sitzenden Angler waren nicht gerade begeistert und beobachteten uns mit großem Unverständnis....
Als wir die Brücke nach gut einer Stunde hinter uns hatten und ans linke Ufer zur Aussatzstelle wechselten verhinderten die dort sitzenden Angler tatsächlich wutschnaubend ein Anlegen... (die befürchteten wohl die nächste zeitraubende Turn-Einlage...)
Dies waren allerdings die einzigen unfreundlichen Angler, die uns auf der gesamten Fahrt begegneten... und ich glaube, wir waren daran nicht unschuldig... Na ja, egal... Shit happens, mehr als entschuldigen konnten wir uns nun auch nicht mehr... und an der Sandbank anlegen geht ja auch... Der Campingplatz an dem unser Auto steht ist so gut wie erreicht - der verdiente Ruhetag nach 8 Tagen Fahrt ist in Sicht!
Schnell wird das Zelt aufgebaut und wir brausen allesamt im Auto "mit Klima" ins gut 150 Kilometer entfernte Digoin, das dort stehen gelassene Auto holen und wieder zurück nach Charité. Auf dem Rückweg kehren wir ziemlich spät in einem kleinen Landgasthof ein und werden erneut von einer unglaublichen Freundlichkeit, Gastfreundschaft und kolossal leckerem Essen überrascht.
Randbemerkungen:
- Hilfreich waren der DKV-Auslandsflussführer und die Tourenbeschreibung aus dem Faltboot-Wiki - leider zählt der eine die Kilometer aufwärts, der andere abwärts... na ja... die Orte heißen gleich... Kilometertafeln gibt es eh nicht... und sie ergänzen sich prima!
Dank Outdoor-Navigationgerät konnten wir immer unsere genaue Position und die zurückgelegte Strecke bestimmen... es wäre auch ohne gegangen - aber so war auch das eine sinnvolle Ergänzung zu den Streckenbeschreibungen. Und wir können die gefahrene Strecke zu Hause am PC minutiös nachvollziehen... hat ja auch was!
- Unsere geringfügigen Französisch-Kenntnisse haben vieles erleichtert und sicherlich dazu beigetragen, dass man uns wirklich überall freundlich begegnet ist.
Fortsetzung folgt ...